Ein Matten-, zwei Tisch- sowie ein Oberschiedsrichter, Videobeweis, elektronische Zeitnahme und Punktestände, an die 600 Judoka aus dem gesamten nordeuropäischen Raum (dazu ein georgisches Team), Waage am Abend vor den Wettkämpfen, ein zweitägiges Trainingscamp im Anschluss an das Turnier – das ist eigentlich die Beschreibung von Wettkämpfen für Erwachsene. Doch die Copenhagen Open for Judo in Dänemark bieten dies von den Erwachsenen (Ü18) hinab bis zur Altersklasse der „Unter-Zehnjährigen“ (U10). Seit 2015 nehmen Judoka des TSV Kronshagen über die Osterfeiertage an dieser großartigen Veranstaltung teil. In diesem Jahr, vom 30. März bis zum 2. April, waren es 12 Athleten sowie 16 mitreisenden Vätern, Müttern und Geschwistern (den ganz persönlichen Coaches und Fans)!
Fast alle hatten sich für die mit 400 km etwas indirekte Anreise über die Große-Belt-Brücke entschieden, wohlgemerkt bei weniger als 220 km Luftlinie zwischen Kronshagen und Kopenhagen. Die nur 280 km weite Route über die Fähre Puttgarden-Rødby ist bei etwa gleicher Reisedauer von gut 4 Stunden aufgrund finanzieller und/oder „Hochseewellen“-bedingtem Unwohlsein eher unbeliebt, obwohl einige die Überfahrt auch als sehr aufregend und diese Route damit als kurzweiliger beschreiben.
Sieben Kronshagener Athleten waren gleich am 30. März, dem ersten Wettkampftag, an der Reihe. Vormittags die drei jüngeren U12er Kostja, Tilda und Felix, am Nachmittag dann in der U18 Joel, Liam, Abdullah und Marco. Tilda konnte in der Vorrunde zwei ihrer vier Kämpfe nach wenigen Sekunden gewinnen, dennoch verpasste sie das Halbfinale knapp. Felix siegte zunächst ebenfalls zweimal mit spektakulären Hüfttechniken vorzeitig, in seinem dritten Kampf kam er jedoch mit den schnellen Ansätzen seines Gegners schlecht zurecht und konnte ein Waza-Ari-Wertung gegen ihn nicht mehr aufholen. In der U18 schied Liam im Halbfinale gegen den späteren Sieger Jimek aus Tschechien aus, holte sich aber dann im kleinen Finale gegen den Dänen Studsgaards Bronze. Abdullah und Marco konnten in ihren großen Startfeldern leider keine Platzierung erreichen, nahmen jedoch jeweils einen Ippon-Sieg mit nach Hause.
Am Samstag, dem zweiten Wettkampftag, starteten dann unsere beiden U10er Anton und Sophie, in der U15 Bela, Felix, Erik, Joel und Dominique Sophie, dazu noch Liam bei den Erwachsenen. Sophie gewann ihre Kämpfe souverän und auch Anton begeisterte mit seinem furchtlosen Judostil, wobei er vom Dänen Nordberg im Halbfinale ausgekontert werden konnte. In der U15 musste Joel sechsmal ran, bis er schließlich auch das Finale gegen den Georgier Kevlishvili mit seinem vierten Ippon für sich entschied. Bela zeigte technische Leckerbissen in seinen Kämpfen, musste sich jedoch im kleinen Finale einem Tschechen geschlagen geben. Dominique Sophie ging bereits angeschlagen in den Wettkampf, kam dieses Mal nicht über den fünften Platz hinaus. Erik war der Pechvogel des Tages: Nachdem er seine ersten drei Vorrundenkämpfe mit Ippon gewonnen hatte, verlor er die beiden folgenden. Nun musste genau gerechnet werden, um den letzten der vier begehrten Halbfinal-Plätze zu verteilen. Ergebnis: Drei Kämpfer waren Punktgleich, ebenso in der Unterbewertung und auch im direkten Vergleich. Somit entschied die Nettokampfzeit und hier waren es gut 30 Sekunden Differenz, die für Erik das denkbar knappe Ausscheiden bedeuteten. Auch Felix hat in der U15 zwei packende Kämpfe gezeigt, musste sich jedoch in der U15 am Ende mit seinen 10 Jahren geschlagen geben.
Am Ende belegten fünf Kronshagener Podestplätze: Neben unseren beiden Copenhagen-Open-Gewinnern Sophie und Joel ergatterten auch Felix sowie Anton und Liam Silber- bzw. Bronzemedaillen. In mit bis zu 22 Athleten ausgesprochen großen Starterfeldern sind auch die vier 5. Plätze von Tilda, Bela, Dominique Sophie und Erik eine bemerkenswerte Leistung, ebenso die zwei siebten Plätze der beiden Herrmann-Brüder in ihrer jeweils nächsthöheren (!) Altersklasse.
Wie auch bei den drei Teilnahmen in den Jahren zuvor gab es intensives Judo tagsüber und gesellige Abende danach, es kam kaum Langeweile auf, bestehende Freundschaften wurden gepflegt, neue wurden geknüpft. Neben den sportlichen Erfolgen als Entlohnung für hartes Training ein wichtiger Beitrag zum Spartenzusammenhalt – eben aktiv gestaltetes Vereinsleben durch Athleten und Eltern.
Ergebnisse: 1. Plätze: Sophie Damm (U10 -25kg), Joel Lennox Herrmann (U15 -50 kg); 2. Platz: Felix Damm (U12 -46 kg); 3. Plätze: Anton Andersen (U10 -30 kg), Liam Herrmann (U18 -60 kg); 5. Plätze: Tilda Buchmeyer (U12 -32 kg), Bela Buchmeyer (U15 – 46 kg), Dominique Sophie Rösch (U15 -48 kg), Erik Dukow (U15 -60 kg); 7. Plätze: Joel Lennox Herrmann (U18 -55 kg), Liam Herrmann (Erw. -60 kg); TN: Kostja Buchmeyer (U12 -34 kg), Felix Damm (U15 -46 kg), Abdullah Sarchamatov (U18 -66 kg), Marco Schael (U18 -73 kg)
Text und Fotos: Timo Damm